die riskiko-absicherung ist deiner ansicht nach eine funktion des eigentumsschutzes, d.h. eine abgrenzung des eigentums gegenüber anderen? eigentum kann sich ja nur gegen andere schützen - ich sehe die moderne versicherung als minimierung des risikos, als zukunftssicherheit, planungssicherheit, die es ermöglicht, zuverlässiger zu planen. um das auf mein beispiel mit dem baum zu transferieren: jeden tag 10% mehr früchte zu flücken als man benötigt wirkt, vorrausgesetzt, man kann sie lagern, was ich jetzt einfach einmal annehme, risikomindernd. man kann bereits nach 10 tagen einen tag verhindert sein und muss dennoch nicht hungern. man kann, wenn man das ganze jahr hindurch keine probleme hatte, sogar einen ganzen monat aushalten, ohne an seinem lebensstandard etwas ändern zu müssen. man sichert sich gegen die unbekannten probleme der zukunft ab, indem man vorsorgt.

und wieso sollte der mensch den gebratenen tauben entsagen? mein beispiel war viel mehr ein "warum soll ich die tauben selbst jagen und braten, wenn sie mir ein anderer jagt, brät und kaufertig serviert?". die vernunft rät hier dazu, den anderen jagen zu lassen - eine einfache rechnung. entweder aufwand A und dafür ergebnis B, macht den überschuß C (C = B - A, wenn positiv), auf der anderen seite ist A = 0, B bleibt gleich und damit macht sich C durchaus besser, weil C = B - 0 = B. die vernunft also sagt hier: hör bloß auf mit dem jagen.
egoismus und altruismus habe ich da ins spiel gebracht, weil man nicht pauschal davon ausgehen kann, dass jeder nur die maximierung seines eigenen vorteils im sinn hat. wenngleich ich zu der annahme tendiere, dass es so ist, könnten wir hier auch einen kantianischen taubenjäger haben, der das ganz anders sieht.

Jan, mit Deinen Phrasen von Zukunftssicherheit, Planungssicherheit (wie wäre es mit einem Nachhaltigkeitsfaktor) begibst Du Dich auf das Glatteis des Pragmatismus und Positivismus unserer selbsternannten Experten und demokratisch gewählten "Krisenreaktionskräfte", die stur die systemische Krise leugnen und sich in wilder Konzeptheckerei und Aktionismus gegenseitig übertrumpfen. Nichts aber auch garnichts unterscheidet das heutige Politiktheater qualitativ von den "Shake-hands" der Staatsführungen des Ostblocks. Faselten jene von der 100%-igen Erfüllung und Übererfüllung des Planes, phantasieren diese vom Nichterreichen des internationalen (weltmarktüblichen) Standards. Jan, wir leben nicht mehr bei den Jägern und Sammlern, sondern bei den Profithäschern und Besitzstandsanhäufern. Das kapitalistische Akkumulationsgesetz lautet: G - W - G'; aber eben nur unter kapitalistischen Rahmenbedingungen. Und diese reißt das waltende, wütende System selbst nieder.