Thread Screenshot von BND Trojaner aufgetaucht (10 answers)
Opened by steinwolf at 2008-02-19 18:25

Ronnie
 2008-02-20 00:45
#106128 #106128
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Hallo Alex,
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Das Einfachste waere, dass die Deaktivierung von Verschluesselung und die Installation des Trojaners per Gesetz verpflichtet wird.

Das Verbot von privater harter Krypthographie ist ja mittelfristig nicht allzu unwahrscheinlich.
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Alle weitere Szenarien sind z.B. bei richtig gehaerteten Systemen nicht durchgaengig umsetzbar.

Richtig, wer etwas fortgeschrittene EDV-Kenntnisse hat wird Wege finden das zu umgehen. Dort wo von prof. Terrorismus auszugehen ist, wird das entsprechende KnowHow auch zu finden sein. Zielgruppe sind also eher die Dilletanten, die aber - wie die Erfahrungen von z.B. Madrid und London zeigen - auch beachtlichen Schaden anrichten können.

Aber da davon auszugehen ist, dass man sich Bedarfsweise physikalischen Zugriff auf die Hardware verschaffen kann, bringt z.B. Nahbereichssender im Keyboard ins Spiel etc. - wo nicht eh schon eine Bluetooth- oder Funktastatur diese Aufgabe übernimmt. Evtl. reicht in unmittelbarer Nähe schon die Zuleitung der Tastatur als Antenne aus. Technisch ist das sehr spannend.
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Die Problematik, mit der sich die Politik wohl oder uebel auseinander setzen muss, ist was passiert bei Systemen bei denen durch Fehlfunktion Leib und Leben in Gefahr ist. Wer kann wissen ob die Software bei einer ganz speziellen Konfiguration eines Systems korrekt funktioniert und keine Wechselwirkungen mit anderer Software oder sogar Hardware hat.

Ja, das Risiko besteht sicherlich. Ich finde aber insbesondere die sozialen Folgen spannender. Wie verhält sich eine Gesellschaft, die davon ausgeht immer mehr bespitzelt zu werden? Klar, es gibt die die im SPON als "Generation Doof" bezeichnet wurden, denen macht es nix aus - die glauben an die Parolen. Aber der Rest macht sich so seine Gedanken - zuerst die Leute die das techn. einschätzen können, andere folgen dem nach und nach. Verbindungsdatenspeicherung, Bewegungsprofile über Mobiltelefone und Mautbrücken, Einsicht in Konten, zentrale Meldebehörden (in Planung) usw. usf.

"Jene, die grundlegende Freiheit aufgeben würden, um eine geringe vorübergehende Sicherheit zu erwerben, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit."- Benjamin Franklin

Es soll an dieser Stelle klar sein, dass es im Rahmen polizeilicher Ermittlungsarbeit möglich sein muss - zum Teil unter Richtervorbehalt - gezielte (und teilweise auch weitreichende) Überwachungsmaßnahmen zu ergreifen. Darum geht es mir nicht. Mir geht es explizit um die Entwicklungen, bei denen alle Bürger verdachtsunabhängig, mal "pro forma" mitüberwacht werden. Zum Teil nichtmal durch staatl. Stellen, sondern aus Kostengründen durch Unternehmen, die eigentlich eine Dienstleistung gegenüber dem Kunden anbieten sollen. Daten sind aber immer interessant, und wo sie schon mal da sind ...

Eine Gesellschaft die sich immer angepasster nach außen hin verhält, aber immer unzufriedener wird im inneren - ich glaube da war was in der jüngeren deutschen Geschichte - halte ich für entdemokratisiert. Wenn wir den politisch mündigen Bürger wollen, dann sind wir weiterhin auf dem falschen Weg. Ein Land das in seiner verkrusteten Bürokratienlandschaft, voller Hierarchie-Ebenen die kaum ein Bürger mehr nachvollziehen kann, nahezu erstickt; ein Land in dem die Steuergesetzgebung so komplex ist, dass ganze Wirtschaftszweige von den Regeln und Ausnahmen leben können; das sich nicht ernsthaft bemüht soziale Gerechtigkeit zu leben; und dann noch in kleinen Schritten in Richtung 1984 tendiert - macht es unglaublich schwer, vom Bürger als Demokratie wahrgenommen zu werden.

Ein Ziel muss sein, dass der Bürger wieder Demokratie erfahren kann - und das nicht erst, wenn es zu Massendemonstrationen kommt und die Politik zu rudern anfängt. Ein klein wenig mehr Bürgerbeteiligung, im Kleinen wie im Großen z.B. durch Volksabstimmungen würde ein richtiges Signal setzen. Ein Informationsfreiheitsgesetz - damit jeder Bürger Einsicht nehmen kann in behördliche Vorgänge. Bessere Bildungschancen auch ohne Studiengebühren. Wobei man in diesem Bereich schon sehr viel früher ansetzen müsste und deutlich mehr Geld investieren sollte, in einem Land, das sich selbst gerne als Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft tituliert.

Okay, das war jetzt der Rundum-Schlag. Aber ich wollte mal weg von den Symptomen und einen Blick aufs große und Ganze werfen. Ich habe es etwas zugespitzt, aber das erscheint mir legitim und ich hoffe, dass es ein wenig andere Perspektiven einbringt und kontrovers diskuttiert wird.

Gruß,
Ronnie

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