Thread Thread zum Freuen (190 answers)
Opened by pq at 2012-02-06 21:03

rosti
 2014-10-03 16:39
#177649 #177649
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..es viele noch aus der grauen alten zeit kennen


Naja, so grau waren die Zeiten auch nicht immer. Die Milch kam direkt vom Hof, also ich hab mir manchmal meine Milch selbst gemolken und später, als unsere Kühe zur LPG mussten, hab ich die Milch ein paar Häuser weiter mit der Kanne geholt.

Die Molkerei war ebenfalls nur drei Orte weiter, der Großteil unserer Milch wurde in etwas größeren Milchkannen morgens auf die Milchrampe gestellt, da kam einmal am Tag das Milchauto und ab gings damit nach Tannroda in die Molkerei.

Aus der Molkerei zurück kam die Butter in Fässern und Tante Käthe hat die dann mit der Kelle ausgeteilt, genauso wie Quark und Sauermilchkäse. Saure Gurken und Sauerkraut gabs ebenfall in Fässern, die meistens auf der Straße standen, weil unser Konsum zu klein war. Der Konsum war nur über die Straße gegenüber unserer Hoftür.

Rohrzucker aus Kuba stand in riesen Säcken vor meiner Schlafzimmertür, wir brauchen ja auch Zucker zum Einkochen von Obst aus dem Garten. Jedes Jahr im Winter wurde ein Schwein geschlachtet, zeitweise hingen die Würste in meinem Schlafzimmer zum Trocknen, ansonsten in der Räucherkammer nebenan.

Zu festlichen Anlässen wurde ein Kaninchen geschlachtet, das musste ich immer machen, mein Vater hat darauf bestanden. Gottseidank musste ich nie ein Hühnchen rupfen, das hat meine Mutter gemacht. Aber die Eier durfte ich immer abnehmen und ich wusste auch ganz genau, wo die Nester versteckt waren.

Zu Futtern gabs also reichlich und so haben wir auf dem Nachhauseweg von der Schule unsere übriggebliebenen Pausenbrote gegen Zigaretten getauscht: Mit den Soldaten der Ruhmreichen Sowjetarmee, denen wir auf Schritt und Tritt begegneten. Bei solchen Gelegenheiten habe die uns auch mal erklärt, wie eine Kalaschnikow funktioniert und wir durften die MPi auseinandernehmen und wieder zusammenbauen.

Achja, der Honig: Den gabs in Eimern zu je 5 oder 10 Ltr. vom Imker aus der Nachbarschaft. Mit dem Eimer in die Kneipe gehen und einen Eimer voll Bier zu holen, das war ebenfalls ein stinknormaler Vorgang. Die Kür wars, direkt aus dem Eimer zu trinken, aber das haben wir auch geschafft ;)

An Berge von Verpackungsmüll zu meiner Kindheitszeit kann ich mich beim Besten Willen nicht erinnern. Aber die Milchrampe, die stand noch viele Jahre auf dem Platz mitten im Dorf und war unser Treffpunkt zur Jugendzeit.


Mein Heimatdorf: http://rolfrost.de/buchfart.html

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