Thread Wieder der Vernunft II: shortcuts, short circuits and bypasses (11 answers)
Opened by Shagreen at 2003-09-22 14:46

jan
 2003-09-22 20:11
#22502 #22502
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>Die Sozialkassen sollen also vom Faktor Arbeit abgekoppelt werden. Die Kassen leben aber von den Einnahmen der Einzahler.

das sollen sie ja auch weiterhin ... sie sollen nur nicht mehr größtenteils von den arbeitnehmern bezahlt werden, sondern von der solidargemeinschaft, die weit mehr aus nur die arbeitnehmer umfasst. hinter der bürgerversicherung steckt doch ein ganz ähnliches prinzip. man haut das aus den lohnnebenkosten raus, erhöht die löhne etwas, aber zwingt gleichzeitig spitzenverdiener, beamte und selbstständige, auch in das ineffiziente solidarsystem hineinzusteigen.
und damit erledigt sich dann auch die idee vom 1:1-transfer der lohnnebenkosten in die löhne, da das nicht notwendig ist.

>Das "Friß oder Stirb" ist die zynische Konsequenz von Slogans wie "Arbeit macht frei!" oder "Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen!", die im faschistischen KZ, wie im kommunistischen GULAG als Endlösung gefeiert wurde.

ein "wenn du an der solidargemeinschaft teilhaben willst, dann trage auch deinen teil bei" ist für dich gleich ein faschistoider ausspruch? wow, und ich dachte du steht da eher im sinne marx - was ist, wenn in marx theorie 95% keine lust zum arbeiten haben und sagen "jungs, ihr macht das schon. macht doch dreifachschichten, dann schafft ihr das schon, uns durchzufüttern. sorry, keine lust, ist so anstrengend."? freudestrahlendes "yeah, ich darf für 19 arbeiten?"

>Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind der beste Beweis für die Lächerlichkeit unseres alltäglichen Selbstbetrugs
die gehören ja aber auch nicht zum marktwirtschaftlichen teil des deutschen systems, sondern zum sozialen teil. abm ist absolut unkapitalistisch, weil weitestgehend sinnlos, nicht produktiv. einer schüttet sand auf den boden, der andere füllt ihn in wieder in den eimer, aus dem ihn der erste wieder auf den boden schüttet. beide haben arbeit, aber sie sind nicht produktiv.

>Cleverer wäre es, die Lasten garnicht mehr entstehen zu lassen, aber wo wäre dann das Geschäft?

arbeitslosen-, kranken-, und rentenversicherung abschaffen? wie dann das (moderne) bedürfnis nach allumfassender absicherung befriedigen?

>Die Anzahl der Lastesel soll erhöht werden, damit die Last gerecht (gleich) verteilt ist (Vorsicht: kapitalistische Utopie bzw. utopischer Kapitalismus)

sorry, aber das hat doch mit kapitalismus überhaupt nichts zu tun. die bürgerversicherung ist eine typische idee zur umverteilung, zum solidarischen system, was ich nun eher dem sozialistischen zurechner als dem kapitalistischem. der kapitalist würde niemals sagen "ahjo, der arbeitet zwar nicht so viel wie ich aber ich zahl trotzdem mal das dreifache wie er für die gemeinschaft". dabei geht es ja nicht um gerechtigkeit im sinne von ausgewogenheit oder relativer gleichheit, sondern um soziale gerechtigkeit, den schwammigsten begriff in der moderne, gleich neben der menschenwürde.

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