Thread Günter Wallraff als Schwarzer (18 answers)
Opened by betterworld at 2009-10-19 17:35

GwenDragon
 2009-10-20 15:59
#127173 #127173
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2009-10-19T22:35:56 pq
Ich würde mir wünschen, dass die Diskussion auf Augenhöhe mit den Migranten stattfindet. So wird meiner Meinung nach eine Kritik an einzelnen Gruppen erst legitim. Leider hat unser lieber Thilo IMHO das ganze Klima erstmal schön vergiftet, wie er das so gut kann.

Wie kann denn eine Diskussion auf Augenhöhe stattfinden, wenn das ganze immer wieder politisch gesehen und ausgeschlachtet wird? Wenn Interessenvertretungen beider Seiten ein Politikum draus machen und es nicht als Gesellschaftsproblem sehen?
Solange Migranten und Flüchtlinge abgeschottet werden, wird es überhaupt keine Augenhöhe und keinen Kontakt geben. Flüchtlinge dürfen nicht den Landkreis verlassen und müssen in eigens dafür geschaffenen Einrichtungen hausen.
Klar, irgendwelche Migranten kennt eine immer, ob es ein türkische Einzelhändler oder indischer Zahnarzt ist. Aber wer kennt denn eine Türkin, die von Zwangsheirat bedroht ist? Wer kennt jemand eine ruandische Tutsi-Frau, die geflohen ist, um der Ermordung zu entkommen? Kennt jemand einen bosnischen Mann, der ein serbisches KZ überlebt hat?
Da wird doch auch lieber Kontakt zu den unkomplizierten Leuten gehalten, mit denen man sich identifizieren will und kann.
Alles andere überfordert doch die meisten Leute, die ihre Ruhe haben wollen.

Wie viel Kontakt zu Migranten möglich ist, hängt eher vom Mut ab, andere kennen zu lernen.
Denn den offenen Umgang mit Migranten hat niemand gelernt, oder doch? Ich kann mich in meinem Schul-, Studien- und Arbeitsleben nicht erinnern, dass der interkulturelle Umgang irgendwo einen Platz hatte. Entweder eine ist selber drauf gekommen, offen und neugierig zu sein oder es war gerade politisch angesagt, multi-kulturell zu denken.
Auch in einem Viertel mit vielen ausländischen Mitbürgern zu leben, muss nicht Offenheit fördern.
Wie sollen also Kontakte entstehen, wenn es Ängste und Unsicherheiten gibt?
Leute, die Vorurteile haben, sehen sich in ihren Ängsten bestätigt. Und wer Angst vor anderen hat, redet doch nicht mit Unbekannten.
Das gilt für beide Seiten.

Wann war denn je das Klima zum Austausch zwischen Migranten und Deutschen gut? Ich kann mich nicht entsinnen. Selbst in den 80ern, als die Grünen die Ausländerpolitik ganz anders darstellten, war das Klima sehr schlecht, na gut, ich lebte damals in Süddeutschland.
In jedem Wahlkampf haben die konservativen Parteien die Ausländerangst angeheizt und Zulauf bekommen. Sowas stärkt das deutsche Wir-Gefühl, von dem wenig vorhanden ist.
In Krisenzeiten wird immer mal Feuer ins Öl gegossen und dann gewettert: Die warn’s! Das Fremde muss bekämpft werden. Es hat einen Vorteil, Angst zu schüren, in Gut und Böse zu teilen, da wissen die meisten wo sie hingehören.
Es gehört zu den negativen Aspekten von Nationalismus, genauso zu handeln, wenn ich mich nicht irre.

Ich bin ganz ehrlich, in der Zeit in der ich aufwuchs, war es üblich gegen alles Fremde zu hetzen. Rauskommen konnte eine da nur durch politisches Engagement.
Aber erfahrungsgemäß war Rassismus und andere unschöne Schwarz-Weiß-Erscheinungen auch in den angeblich toleranten linken Parteien vorhanden. Und oft war Kritik gegen Andere nicht erlaubt, es sei denn, es war der politische Gegner.

Ich glaube, gesellschaftlich hat es sich von einer offenen frendemfeindlichen Einstellungen der 60er und 70er, über die Laissez-Faire-Haltung der 80er zu einer restriktiven Haltung gegenüber allem Fremden gewandelt.
Woher kommt es?

Es ist verdammt einfach Augenhöhe und Offenheit zu fordern. Das umzusetzen ist wohl ziemlich harte Arbeit.

Es ist ein heißes Eisen, denn es geht meines Erachtens eben nicht nur um Angst gegenüber den Fremden sondern auch um einen Nationalismus oder nationales Denken, das in Deutschland aus historischen Gründen unterdrückt worden ist.
Auf sowas kannst du keinen Deckel halten, das gärt vor sich hin und kracht dann.

Ich muss zugeben, schwieriges Thema. Da kann eine schon mal in den Mistkübel treten.

Ich bin auch nicht so sicher, ob meine Ausführungen verstanden werden.
die Drachin, Gwendolyn


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