Thread Sprache nicht männlich dominiert (25 answers)
Opened by dimpflmoser at 2012-08-15 20:06

dimpflmoser
 2012-08-15 15:09
#160971 #160971
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Hallo zusammen,

durch diesen Thread fühle ich mich in meine Studienzeit, zu Anfang der 80er Jahre zurückversetzt! Ich kann mich an nächtelange Diskussionen erinnern - angefacht von einigen feministischen Wissenschaftlerinnen.

Im Anlass und Ansatz gebe ich dir Recht Gwen - wir leben nach wie vor in einer von Männern bestimmten Welt, die zum Teil sehr einseitig von männlichen Interessen dominiert ist. Und ich glaube auch, dass wir noch sehr weit von der Gleichberechtigung entfernt sind und es noch viel zu tun gibt.

Andererseits ist auch schon viel geschehen - wenn ich die frühern 80er Jahre mit heute vergleiche.

Das Postulat der "männlich bestimmten Sprache" ist auch nicht neu - besonders amüsant und dennoch anregend ist hierzu das Buch "Die Töchter Egalias" von Gert (in Schweden ein Frauenname) Brantenberg, wo Frau die Befrauschung verliert ...

Allerdings muss ich als Sprachwissenschaftler auch sagen, dass einige meiner Vorschreiber recht haben - hier wird wirklich etwas in die Sprache hinein interpretiert, was so nicht in ihr angelegt ist. Der Begriff der "Geschlechter" ist nicht in der (deutschen) Sprache selbst angelegt, sondern erst in den 1870er Jahren von den damaligen Grammatikern hineingelegt worden, als sie die Begriffe Maskulin und Feminin für die indoeuropäischen A- und O- Deklinationen eingeführt haben.
Besonders interessant ist in dem Zusammenhang das Wort "der Mond" - der Mond steht in allen Kulturen, und besonders auch in der germanischen, für etwas weibliches - so sind alle Kulturen, die eine Mondreligion besitzen mutterrechtlich organisiert. Die Sonne steht hingegen für das männliche Prinzip. (Der Pharao in Ägypten galt als der Sohn der Sonne, die gleichberechtigte Hohpristerin als Tochter der Möndin). So wurde es über Jahrtausende hin gesehen, erst in der neueren Zeit (nach 1875) haben wir nach Einführung der Begriffe Maskulin und Feminin begonnen, dies anders zu sehen.

Mit diesem Beispiel wollte ich nur zeigen, wie leicht wir etwas in Sprache hineinlegen, was nicht in ihr angelegt ist.

Ich bin der Meinung, dass es richtig ist, sich mit Sprache zu beschäftigen - fast alle Konflikte haben sprachliche Ursachen. Und ich bin auch der Meinung, dass man sich stärker bemühen sollte, exakt und klar zu formulieren, in dem man (germanisch: Mensch) beispielsweise die Regeln der Groß- und Kleinschreibung und Kommaregeln versucht anzuwenden ;). Aber ansonsten kommt es doch auf den Inhalt an, oder?
Ich habe übrigens gar nichts dagegen, in Zeitschriften als "Programmiererin" angesprochen zu werden - wenn aber Formen wie -Innen oder * auftauchen, werde ich das Foo-Magazin kündigen!

Helmut

Splitted from Programmiersprachen-Magazine im Web nur für Männer? msg #159864

modedit Editiert von GwenDragon: abgeteilt
Last edited: 2012-08-15 20:07:00 +0200 (CEST)

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