[quote=jan,07.02.2005, 02:43][/quote]
Quotemag sein, dass ich einer der fähigeren bin, aber ich bin eben keiner der geschäftstüchtigen. ich könnte mich natürlich mit einem geschäftsmann zusammentun, mit einem verkäufer, der den leuten was aufschwatzt und dabei mehr geld verdienen. aber da fürchte ich, würde ich den spaß verlieren und das ist es mir nicht wert.
Niemand muss alles können, Omnipotenz bleibt den Göttern vorbehalten, aber dafür gibt es ein Recht auf freie Berufswahl. Das dies in der Praxis nur bedingt bestand haben kann ist mir bewusst. In deinem Fall kommt wohl hinzu das du kein abhängiges Lohnverhältniss akzeptierst - das ist okay, aber deine Existenzgrundlage sollte trotzdem gesichert sein, zur Not eben durch die Gesellschaft. Es scheint ein schmaller Grad zwischen falschem Stolz und gelebter Unabhängigkeit zu sein auf dem du balancierst.
Quotenatürlich sind solche momente nicht schön unbedingt, aber in irgendeiner form findet man sogar daran vergnügen, alles einstellungssache. mag sein, ich bin sowieso etwas kaputt und daher macht mir sowas nicht aus, aber ich hab daraus eher kraft gezehrt.
Jeder hat Höhen und Tiefen, mit Tiefen kenne ich mich auch aus. Manche waren lehrreich, andere haben tiefe Narben hinterlassen. Für einige wäre ich nicht bereit den Preis nochmal zu bezahlen. Irgendwann steht man nicht mehr nach jeder Krise auf und zieht Kraft daraus. Manchmal ist es mutiger sich um Hilfe zu bemühen als alles aus eigener Kraft durchzustehen.
Quotewas wachstum und abschwung angeht: das ist vollkommen normal, du kannst dir unter dem stichwort "kondratieff zyklus" dazu weitere informationen holen. dass sich die welt verändert, ist klar. dass das immer negativ sein muss, ist ein phänomen unserer zeit. egal, was passiert, es deutet immer auf den weltuntergang oder zumindest den zusammenbruch der gesellschaft hin.
eine kleine anmerkung: das, was du unter manchester-kapitalismus verstehst, liegt wahrscheinlich ziemlich weit abseits von dem, was der manchesterkapitalismus historisch ist. auch hierzu empfehle ich mal lektüre abseits vom attac-propaganda-ministerium.
Ich werde mich bemühen.
Quoteund wenn ein unternehmen die volkswirtschaft zerstört, zerstört es damit nicht auch seinen eigenen markt? und wenn es seinen markt zerstört, zerstört es damit nicht auch seinen eigenen wert? und ist das wirklich im interesse der eigentümer? und glaubst du, dass die unternehmen, denen du das nun unterstellst und von deren handlungen du glaubst, dass sie exakt das zur folge hätten, das nicht bedacht haben?
Genau das unterstelle ich, nicht den Unternehmern, aber den Aktionären und Managern von Kapitalgesellschaften. Shareholder-Value ist das Zauberwort, der Quartalsbericht ist alles. Kurz- oder mittelfristige Gewinnoptimierung, koste es was es wolle - und diese Leute stellen die einflußreichsten Lobbygruppen.
Der Unternehmer im Mittelstand ist daran interessiert sein Unternehmen mal an die Kinder zu vererben, der plant langfristig und hat auch meistens einen sozialen Bezug zu seinen Mitarbeitern, da stimme ich mit dir überein.
Quoteich denke: die wirtschaftswissenschaften sind derart komplex, dass sich solche vorhersagen kaum machen lassen, ohne, dass man gleichzeitig einräumen muss, dass man mit 95%iger wahrscheinlichkeit daneben liegt. wie bei den sozialwissenschaften lässt sich leicht sagen, warum etwas so passiert ist, wie es passiert ist, es ist aber ähnlich schwierig bis unmöglich, vorherzusagen, was geschehen wird und was welche folgen hat. dazu kommt, dass man nicht auf ideologisch frisierte fakten hereinfallen darf, von keiner seite. die anti-globalisierungs/anti-amerikanisierung/anti-kapitalismus/anti-marktwirtschafts-lobby ist immer schnell dabei, davon zu reden, dass es den leuten schlecht geht. ich kann davon nichts sehen. durchaus kann ich aber sehen, dass sich die scheere zwischen arm und reich weiter öffnet - allerdings muss man auch fragen, was denn hier gemeint ist. es geht dabei nämlich um relative armut, nicht um absolute, d.h. man kann zwei werte von heute und von vor 50 jahren zum beispiel nicht vergleichen. tut man das, muss man gleichzeitig anerkennen, dass das, was heute als arm gilt, damals wohl zum mittelstand gezählt hätte, es gibt also durchaus eine qualitative verschiebung nach oben. die armut wird übrigens nie besiegt sein, weil sie sich immer am durchschnitt orientiert. wenn jeder deutsche im durchschnitt vier autos und 250 tage urlaub im jahr hat, ist derjenige, der nur 2 autos und 125 tage urlaub im jahr, eindeutig arm. ob's ihm dadurch direkt so schlecht geht, ist eine andere frage.
Wer friert und nichts zu essen hat, ist arm - das ist nicht relativ sondern absolut. Armut und soziales Ungleichgewicht bedeuten steigende Kriminalität, sinkende Sozialisation, sinkendes Bildungsniveau und soweiter. Es ist nicht akzeptabel das Leute wie Herr Esser Millionen-Abfindungen kassieren, die in KEINER Verhältnissmäßigkeit zur erbrachten Leistung stehen - wahrscheinlich nichtmal aus Sicht der Aktionäre. Das sich Herr Esser erdreistet dann das Victory-Zeichen zu machen und nahezu zeitgleich sich Millionen von Bürgern Sorgen über Harz IV machen müssen, ist inakzeptabel. Das deren wirkliche Lage in vielen Fällen keineswegs wirklicher Armut entspricht ist (noch) wahr, aber diese Bürger haben den selben legitimen Anspruch auf angemessen vergütete Arbeit - mache sind hochqualifiziert, haben aber keine Chance: Zulange draussen, zu alt, oder einfach nicht mehr nachgefragt. Das sagt nichts über den Mensch aus, viele sind großartige Mitmenschen, engagiert in Vereinen, als Eltern, sozial aktiv - aber von unseren Arbeitslosigkeits-Verwaltern als unnötige Ressource ausgegrenzt.
Quotehier ein tipp zur weiteren lektüre bzgl. zukunftspessimismus: www.maxeiner-miersch.de
Ich werde es mir mal betrachten.
Gruß,
Ronnie