Hmm, jan ich respektiere deine Ansichten, aber verstehen tue ich sie nicht. Du bist in dem was du tust, deiner Arbeit sicher einer der fähigeren Leute. Trotzdem erlaubte es die deine Arbeit nicht mehr im Winter vernünftig zu heizen oder was anständiges zu Essen zu bekommen. Das ist paradox und zeigt eine der grundsätzlichen Falschannahmen die dem (neo-)kapitalistischen System zu Grunde liegen: "Wer was kann und macht wird auch was." - das galt für mehrere Generationen unserer Gesellschaft. Diese Annahme trifft aber nur zu bei wachsender Wirtschaft, Grundlage hierfür ist technische Innovation und Nachfrage dieser durch den Endverbraucher. Der letzte größere Aufschwung war letztlich der der IT in den Neunzigern. Seit einigen Jahren sinkt aber das Wachstum, speziell im Binnenmarkt. Seitdem findet nur noch eine Umverteilung von unten nach oben statt. Die Freiheit des einzelnen wird dabei großzügig neu definiert, auf gänzlich andere Weise als es die Schöpfer der sozialen Marktwirschaft gewünscht hätten. Die Begeisterung der Massen hält sich auch in Grenzen. Wir haben heute hochqualifizierte Arbeitslose, diese Leute wollten und könnten beachtliches leisten, werden aber vom Markt nicht mehr gefragt. Deren Situation und Möglichkeiten verschlechtert sich deutlich, auch als Nachfrager in der volkswirtschaftlichen Betrachtung. Jedes Unternehmen richtet sich Manchester-kapitalistisch neu aus und zerstört damit die Volkswirtschaft. Grundlage für gesellschaftlichen Wohlstand ist die Nachfrage am Markt, erreicht wird aber eine Situation in der wenige sehr viel haben, aber keine Nachfrage erzeugen da sie gesätigt sind, und viele sehr wenig haben und deshalb nicht nachfragen können.
Selbstverwirklichung kann also zukünftig bedeuten hochqualifiziert auf der Strasse zu verhungern oder zu erfrieren. Das ist jetzt etwas überspitzt ausgedrückt, aber trifft es wahrscheinlich trotzdem in ein paar Jahren. Deshalb bin ich dafür die Freiheit einzelner - andere maximal auszubeuten - einzuschränken, denn diese Freihheit hat nichts mit gelebter Individualität zu tun sondern ist Zeichen eines gesellschaftlichen Krebses.

Gruß,
Ronnie