Thread Wieder der Vernunft I: shortcuts, short circuits and bypasses
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Opened by Shagreen at 2003-09-17 12:58
natürlich, ich bin abhängig von meinem einkommen, bis zu einem gewissen maße. will sagen: bis dahin, wenn der grundbedarf gedeckt ist. damit habe ich auch gar kein problem, ich betrachte das als vollkommen natürlich; wenn es keine tauschwirtschaft gäbe, wäre ich davon abhängig, mir früchte zu sammeln und kanninchen zu jagen, bis mein grundbedarf gedeckt ist. so haben wir heute nur das geld als universaltauschgut eingesetzt, das ich beispielsweise gegen jede menge früchte eintauschen kann um mir anschließend dann einen zu suchen, der geld gegen kanninchen eintauscht. man reduziert die verschiedenen bedürfnisse auf eines, mit dem sich alle anderen befriedigen lassen (ja, ich rede hier nur von materialen bedürfnissen). gar nicht so böse.
die solidarität der lohnarbeiter sehe ich nicht in allzu großer gefahr, aber selbst wenn, solidarität um der solidarität willen fand ich nie sonderlich prickelnd. solidarität verleiht stärke, natürlich. manchmal wird sie für positive zwecke eingesetzt, manchmal für negative. und oft wird sie gar nicht eingesetzt. nein, solidarisch zu sein, nur, weil man jemandem ähnlich ist, halte ich für fragwürdig. ich weiß nicht, wie's bei dir ist, aber bei einem freund hier, der festangestellt arbeitet mit 38 stunden woche und so, sind natürlich auch überstunden drin - allerdings mit einem 1:1-ausgleich. das finde ich recht fair, wenn du mehr arbeitest als vereinbart, musst du später mal genauso viel weniger arbeiten. später natürlich in einem kurzfristigen sinne. wieso musst du programme für den militärischen komplex schreiben? du hast immer die wahl zu sagen "danke, aber läuft nicht", wenngleich du natürlich dann mit den sachzwängen zu kämpfen hast ("wie verdiene ich nun geld, um meine wohnung zu bezahlen, was zu essen zu kaufen etc"), die mE aber natürlich sind und keine systemimmanenten versklavungsmodi sind. gerade dir als gut ausgebildetem know-how-verkäufer sollte es da nicht allzu schwer fallen... woraus würdest du den reichtum eines volkes (NICHT einer nation, ich rede von der gesellschaft, nicht dem künstlichen gebilde des staates) ablesen? ich finde die konsumgüter sind da eine ganz nette sache, da kann man schauen "ok, der hat hier eine früchte- und kanninchen-ration für die nächsten 4 jahre liegen", das bezeichne ich dann als wohlstand. und wenn man den staat betrachten möchte, der eine einrichtung des souveräns ist, welcher widerrum das volk ist, dann kann man ja mal die rechnung aufmachen "volksvermögen - staatsschulden", da kommt man dann auf 3,6 Billionen Euro - 1,3 Billionen Euro, bleibt ein läppischer überschuß von 2,3 Billionen Euro, das ist doch was. natürlich ist das nicht gleichmäßig (gerecht?) unter den deutschen aufgeteilt, das steht fest. aber besonders hoch verschuldet sind sie nicht. einige, natürlich. und immer mehr, gerade junge leute, die sich davon einlullen ließen, dass sie ja alles auf raten kaufen könnten. aber im ganzen macht das den kohl nicht fett (das muss etwas anderes gewesen sein. ok, der war nur durchschnitt..). wenn man zudem noch die kredite im ausland betrachtet, die von der brd gegeben wurden, die meines wissens allein schon die verbindlichkeiten der brd übersteigen, dann kommt da schon ein bild des wohlstands heraus, denke ich. mag sein, dass marx das alles schon mal erkannt hat. ich hatte bisher nicht das vergnügen, ihn mal im größeren umfang zu lesen, werde das aber irgendwann in nicht allzu ferner zukunft nachholen, auch wenn seine 2sektoren-theorie widerlegt ist, steht sicher einiges drin. stimme ich zu, denke, marx wäre vor allem für spdler eine lohnende literatur, wenn ich da an seine gedanken zu einem studiengebühren-freien bildungssystem denke. gleichzeitig halte ich es ja mehr mit bakunin und habe daher mit marx von vorneherein schon leichte schwierigkeiten, werde mich aber dennoch mal an die texte heranwagen, wenn zeit dafür ist. |