bin ich bekennender spiegel-anwalt? keine ahnung, was der spiegel so treibt, ich kaufe ihn nicht mal mehr, weil er nur noch werbung mit text-beilage ist.
le monde diplomatique ist, wenn ich mich nicht irre, teil des attac-netzwerkes und damit natürlich auch eng mit manchen politischen parteien. schätze, da ergeben sich auch gute kontakte und informationsquellen. ist ja nicht schwer, sich vorzustellen, dass man dann auch früh an informationen kommt. dazu kommt vielleicht, dass lmd sein publikum kennt und daher auch sachen, von denen sie den wahrheitsgehalt nicht exakt bestimmen können, veröffentlichen können, solange er ins programm passt.
und dann mal kurz zu dem artikel: wie hat saddam hussein denn nun wirklich bedeutende umsätze in euro getätigt, wenn doch nur das brot-für-öl-programm lief und der irak damals also sein lieferpotential kaum ausnutzen konnte?
QuoteZunächst wurde seine Forderung mit Spott und Hohn begegnet, später mit Gleichgültigkeit, aber als es klarer wurde, dass er es ernst meinte, wurde politischer Druck ausgeübt, damit er seine Meinung ändert. Als andere Länder, wie der Iran, die Bezahlung in anderen Währungen, insbesondere in Euro und Yen, verlangten, war die Gefahr für den Dollar offensichtlich und gegenwärtig und eine Strafaktion stand an.
so. nun ist doch interessant: wo sind die fakten? beweise, dass saddam politischen druck abbekam, damit er seine illegalen öl-exporte (die legalen können kaum gemeint sein, da sie dermaßen unbedeutend sind) wieder in dollar und nicht in euro abwickelt? und warum hat saddam das gerade zu dem zeitpunkt gemacht, als der euro im vergleich zum dollar besonders schwach war? welche anderen länder waren das?
der iran will (will! er tut's ja offenbar nicht, für alle, die's nicht mitbekommen haben, der märz ist vorbei) nun also den großteil seines geförderten öls also in euro handeln. wo ist da die große gefahr? die usa werden weiter in dollar zahlen und kaum ein anderer öl-lieferant wird sich das power-business mit den usa verscherzen wollen, die immerhin 'ne ganze menge kohle investieren, um ihren bürgern auch weiterhin das fröhliche autofahren zu ermöglichen. warum sollte da ein, politisch nicht pauschal antiamerikanisch (und natürlich auch antijüdisch) eingestellter staat nun auf euro umschwenken? die menge, die der iran jährlich produziert, reicht übrigens nicht für den europäischen verbrauch. was nun? kaufen wir nur in euro und verkneifen uns den rest einfach? zumal wir doch selbst auch öl fördern und das wie bisher in dollar weiterverkaufen.
sehe ich nun nicht den punkt, da fehlen einige gedanken.
dann kommt der autor dazu, dass auch noch die chinesen und die japaner da kaufen werden. dann ist definitiv nur noch ein geringe prozentteil der importe abgedeckt. mhja.
wenn man nun den artikel liest, fällt auf, dass offensichtlich niemand sein öl an die usa verkauft. die russen verkaufen primär an europa und china, die iraner ja sowieso und die anderen arabischen länder auch. daher, so der autor, hätten die alle auch ein hohes interesse daran, den euro dafür zu nutzen. ist doch komisch, woher kriegt der weltgrößte erdöl-verbraucher denn nun sein ganzes öl? etwa aus südamerika? von chavez? mhja, sure thing.
im allgemeinen sind die prognosen, was wer macht, recht oberflächlich. die chinesen zum beispiel verdienen sehr gut an den usa - fraglich, ob sie das für ein paar dollar-zu-euro-umwandlern aufgeben würden.
immer wieder schön ist aber auch:
QuoteDie hitzige Rhetorik über das iranische Atomwaffenprogramm dient zweifelsohne der Vorbereitung dieser Vorgehensweise
vielleicht, ganz vielleicht, handelt es sich dabei ja auch einfach um den ausdruck des erschreckens, dass ein land, in dem homosexualität mit der todesstrafe gesühnt wird, wo frauen, die sich bei einer vergewaltigung wehren, mit der todesstrafe rechnen müssen, eine atommacht wird und damit eine ernsthafte bedrohung für alles andere. aber mh, wahrscheinlich ist das ja auch alles propaganda, nicht? und im iran sitzt in wirklichkeit die liberalste regierung der welt. oder existiert der iran überhaupt? kann jemand glaubhaft versichern, dass er mal da war? ja, der steckt sicher mit denen unter einer decke.
und hier haben wir dann auch den punkt, der das ganze wieder massivst relativiert:
QuoteWelche strategische Option auch immer gewählt wird, von einem rein ökonomischen Standpunkt aus gesehen, wird die iranische Ölbörse, sollte sie jemals den Betrieb aufnehmen, von den bedeutenden Wirtschaftsmächten rasch angenommen werden und wird so den Untergang des Dollars einläuten.
gesehen? "von einem rein ökonomischen standpunkt". den politischen lassen wir einfach mal außer acht, frisieren hier, schieben dort und schon passt das puzzle. überstehende enden werden gekappt und fertig ist das gartenhäuschen.
und die motive? ergeben sich wohlmöglich aus dem autorenprofil...
QuoteEr strebt eine Karriere in Dubai oder den Vereinigten Arabischen Emiraten an.
nicht alles schlucken, nur, weil's schön klingt und wie öl die kehle runterrinnt und man sich bestätigt fühlen kann.
ob das nun wtc-anschläge (der böse satan amerika), israel-palästina (die armen palästinenser haben noch nie irgendwas gemacht und israel ist wie nazi-deutschland) oder eben iran (die muslims sind alle ausnahmslos friedlich) oder früher der ost-west-konflikt (wir stehen zu stalin, egal, was er tut) - ein bisschen skepsis und ein paar schritte zurück helfen manchmal. und in manchen belangen. sicher ist man dann nicht mehr ganz vorne mit dabei im meinungshype, aber dafür steht man hinterher auch nicht da und muss zugeben, dass man kaum weiter daneben gelegen haben könnte.